Elfenbeinküste: Peace FM

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„Der Krieg in der Elfenbeinküste ist ein Medienkrieg,“ sagt Souleymane Oulai, ein populärer Moderator aus Abidjan. Damit will er sich nicht begnügen. Die Zusammenarbeit mit Peace Counts bei einer Friedenstournee durch sein Heimatland 2009 war für ihn die Initialzündung für die Gründung von Peace FM, die erste unabhängige Station in dem vom Bürgerkrieg geschüttelten Land.

Die Aufgabe: konstruktiv am Friedensprozess mitzuwirken und Bildungsprogramme. Peace Counts wird Radio Peace FM mit aufbauen, bei der Fortbildung der Journalisten und der Mittelbeschaffung helfen.

In der Elfenbeinküste sind die Journalisten entweder für die Regierung – oder gegen sie. Eigene Recherchen, konstruktiver Journalismus? „Das gibt es bei uns nicht“, sagt Soul, wie ihn alle nennen. Das Konzept von Peace FM setzt auf eine Qualität, die dem deutschen Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk vergleichbar ist. Bildungssendungen werden den Schwerpunkt des Programms bilden: Wie löst man Konflikte – auch im Alltag – auf friedliche Weise? Wie schützt man sich vor AIDS? Wie gelingt das Miteinander unterschiedlicher Ethnien, das in der Elfenbeinküste immer wieder durch politische Hetze gefährdet ist?

Souleymane Oulai organisierte 2009 das Programm „Peace Counts en Côte d’Ivoire“. Einheimische Journalisten beschäftigten sich erstmals mit der Arbeit von „Faiseurs de Paix“, Friedensmachern aus der eigenen Zivilgesellschaft. Um die Reportagen vor allem auch in ländlichen Regionen und bei der analphabetischen Bevölkerung bekannt zu machen, setzte Soul auf eine ungewöhnliche Idee: Ein Geschichtenerzähler, wie er in Westafrika eine lange Tradition hat, präsentiert die Texte und Fotos auf populäre Weise auf der Bühne. Bei einer Roadshow durch neun Städte sahen tausende von Menschen, was sie kaum glauben konnten. Soul: „Sie erfuhren von heimlichen Helden. Von Friedensmachern, die zwischen Hirten und Bauern vermitteln, die ehemalige Kämpfer umschulen, die Kriegswaisen ein neues Zuhause bieten.“

Die Resonanz auf die Tournee war überwältigend: Selbst das staatliche Fernsehen berichtete darüber, lokale Radiostationen machten Sendeplätze frei. Und erstmals gelang es, Regierungs- und Rebellensender für eine gemeinsame Ausstrahlung zu gewinnen. Auch das Nachrichtenmagazin berichtete über die Aktion unter dem Titel „Die Macht der Worte“.

Dieser Erfolg inspiriert Soul zu seinem ehrgeizigen Vorhaben. Peace FM hat jetzt schon zahlreiche renommierte und gut ausgebildete Journalisten gewonnen, die beim Programmstart Ende 2011/Anfang 2012 dabei sein wollen. Sie lockt nicht nur die Aussicht, eine aktive Rolle im Friedensprozess zu spielen, sondern auch der Anspruch von Qualitätsjournalismus. Mit Hilfe der Advanced Journalism Academy sollen die MitarbeiterInnen von Peace FM ständig fortgebildet werden. Das Konzept des konstruktiven Journalismus, der sich auf die unabhängige Recherche von Lösungen sozialer Probleme fokussiert, wird dabei eine wichtige Rolle spielen.