Friedensgipfel live in Berlin
Peace Support Soirée in Berlin. Eine seltene Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren, wie Friedensmacher in Konfliktregionen arbeiten. Oulai Souleymane aus der Elfenbeinküste, Dishani Jayaweera aus Sri Lanka und Jeihhco Alexander Castraño aus Kolumbien berichteten von einer Arbeit, für die sie nicht nur Kreativität brauchen, sondern auch Mut.
Dishani Jayaweera und ihr Mann Jay, beide die Gründer des Center for Peacebuilding and Reconciliation (CPBR) in Colombo, brachten gute Nachrichten mit. Das Wagnis war gelungen: Junge Muslime, Tamilen und Singhalesen, bis vor kurzem noch in verfeindeten Lagern, haben tatsächlich im Projekt „Young Visionairies“ zusammengefunden. „Wir haben Fotografie als ‚Lockmittel’ eingesetzt“, erzählte Dishani den rund 40 Zuhörern, „um die jungen Leute miteinander ins Gespräch zu bringen.“ Die TeilnehmerInnen fotografieren ihre ganz unterschiedlichen Lebenswelten, die nach dem blutigen Bürgerkrieg in Sri Lanka immer noch von einander getrennt sind. „Die Dialoge über die Fotos haben Vertrauen geschaffen. Und eine gemeinsame Ausstellung hat das Selbstbewusstsein ungeheuer gestärkt. Die Young Visionaries merkten: Wir können tatsächlich etwas bewegen.“
Auf dieser, vom PSN geförderten Arbeit aufbauend, geht es in der nächsten Phase des Projektes noch stärker darum, wie der Konflikt zwischen den Volksgruppen konstruktiv gelöst werden kann. Dishani bewegte das Publikum, als sie sagte:
„Es tut uns einfach gut zu wissen, gerade in politisch brenzligen Situationen, dass wir jetzt gute Freunde in Deutschland haben.“
PSN-Vorsitzender Michael Gleich ergänzte: „Zu Anfang unserer Arbeit setzten wir ‚Support’ mit finanzieller Förderung gleich. Inzwischen merken wir, wie wichtig andere Arten der Unterstützung sind: Hilfe beim Netzwerken, Beratung und auch einfach unsere Freundschaft.“
Den Durchbruch bei einem besonders ehrgeizigen Vorhaben konnte der ivorische Radiomoderator Oulai „Soul“ Souleymane vermelden. Peace FM soll der erste wirklich unabhängige Sender in der Elfenbeinküste werden. Die renommierte Schweizer Stiftung „Fondation Hirondelle“ ist vor kurzem Partner von Peace FM geworden. Gemeinsam versuchen Hirondelle, Soul, das Projekt Peace Counts sowie die Culture Counts Foundation, bei der Europäischen Union Gelder zu akquirieren; die EU hat beträchtliche Mittel für den Versöhnungsprozess in dem krisengeschüttelten Land zur Verfügung gestellt. Das Peace Support Network hilft dem Projekt weiterhin in dieser entscheidenden Startphase.
Schließlich versetzte Alexander Castraño den Saal in Schwingung. Der kolumbianische Rapper mit dem Künstlernamen Jeihhco schilderte, wie sich die Arbeit mit gewaltgefährdeten Jugendlichen sich aus dem armen Stadtteil „Comuna treize“ hinaus auf die gesamte Stadt Medellin ausbreitet. Das Projekt Hiphop Elite, in dem Jugendliche mit Breakdance, Graffiti-Kunst und Rapmusik eine Alternative zu Straßengangs finden, bekam unlängst auch akademische Weihen: Forscher der örtlichen Universität studieren die gewaltfreien Methoden der Hiphop Elite.
Ein wichtiges Ziel der Peace Support Soirée war die Vernetzung der Friedensmacher untereinander. Konkretes Ergebnis: Die srilankische Organisation CPBR will Jeihhco einladen, um neben Fotografie auch Musik als Medium für interkulturelle Dialoge einzusetzen – Kulturexport von Kolumbien nach Colombo.