Peace Counts jetzt im Kosovo

Am 24. März 2013 fand der erste Peace Counts Lernzirkel im Kosovo statt. Gastgeber war ein Jugendzentrum in der multi-ethnischen Kleinstadt Rahovec/Orahovec, welches von der deutschen Stiftung „Schüler Helfen Leben“ betrieben wird. Patryk Grudzinski, ehemaliger Praktikant der Berghof Foundation/Friedenspädagogik Tübingen und mehrfacher Betreuer des Peace Counts Lernzirkels absolviert zur Zeit einen Auslandsaufenthalt in dem Jugendzentrum und brachte die Idee mit in die kosovarische Provinz.

Die Teilnehmer des Lernzirkels waren ca. 20 albanisch-sprachige Gymanasiastinnen und Gymnasiasten aus dem so genannten Youth Forum, einem lokalen „Jugendparlament“, welches die Interessen der Jugendlichen von Rahovec/Orahovac gegenüber der Gemeinde vertritt. Das Material wurde eigens für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Albanische übersetzt und an die Gegebenheiten vor Ort angepasst.

Das Interesse der Jugendlichen an dem Workshop, welcher unter dem Titel „Peace Counts – Learning How to Make Peace“ vorgestellt wurde, war sehr groß, zumal ähnliche Angebote in der Stadt selten sind. Die Fotos und Reportagen über die Friedensmacher in aller Welt kamen auf Anhieb sehr gut an. Besondere Beachtung fanden dabei die Projekte in Kolumbien („Fußball für Frieden“) sowie Mazedonien („Elena vermittelt“). Letzteres ist wohl auf die inhaltliche und geographische Nähe zum eigenen Land zurückzuführen.

Die Gruppenarbeit im zweiten Teil des Lernzirkels war für die Jugendlichen nach eigenen Angaben ungewohnt, sprach sie aber dennoch an und wurde mit viel Engagement und Kreativität gemeistert. Im Abschlussplenum stellten sie schließlich ihre Ergebnisse vor und diskutierten lebhaft miteinander. Insbesondere die Frage, ob Gewalt ein legitimes Mittel der Konfliktlösung sei, führte zu einer kontroversen Auseinandersetzung unter den Jugendlichen. Während einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Meinung waren, Gewalt sei manchmal notwendig und die ehemaligen Kämpfer der Kosovarischen Befreiungsarmee (UҪK) hätten ihrem Land die Freiheit gebracht, widersprachen andere und verwiesen auf die vielen Opfer, die damit einhergingen.

Für die beiden Betreuer des Lernzirkels offenbarte die Diskussion, dass die jüngste Vergangenheit des Landes nur wenig aufgearbeitet ist und teilweise eine kritische Distanz zur Gewalt fehlt, was sich nicht zuletzt in der (öffentlichen) Glorifizierung und Verehrung der UҪK zeigt. Sie hoffen jedoch, durch die Auseinandersetzung mit den Friedensmachern einen Denkprozess in Gang gebracht zu haben.

Insgesant fällt das Fazit aller Beteiligten sehr positiv aus:

„The workshop was really great! It was something new for everybody who participated in the workshop. I was interested in this topic since a long time, but the workshop really made me wanting to know more about it and maybe organizing activities like this together with the Youth Forum. The exhibition, the group work, showing our presentations, talking about PEACE, everything we did was very exciting. I talked with everyone after the workshop and for everybody it was really a good experience and they will tell the others who weren’t present that day, about the importance of living life in Peace and that violence is not the answer of resolving conflicts. I would like to thank you again in the name of the Youth Forum for giving us this amazing experience! Sincerely, Dani” Ramadan Sokoli (18 Jahre, Vorsitzender des Youth Forums).

“The Peace workshop was something important and in the same time needed for youth of Rahovec. I got to learn new things that I didn’t know before. Also we had time to discuss some issue that makes us worry in Rahovec, and we had a chance to see an exhibition with photos that gave us example for a peaceful world.” Elvira Canziba (16 Jahre, Mitglied des Youth Forums).

So überwog am Ende auch die Meinung, dass es überaus sinnvoll sei, den Lernzirkel nach dem Vorbild von Peace Counts School in Deutschland nun auch mit Schulklassen durchzuführen. Die Planungen dafür sind bereits in vollem Gange.