Sri Lanka: Journalisten-Training
„Wir müssen uns entscheiden, ob wir Teil des Problems sein wollen – oder Teil der Lösung.“ So fasste eine srilankische Teilnehmerin des Journalisten-Trainings das Dilemma zusammen, in dem viele ihrer KollegInnen stecken. In Sri Lanka herrscht offiziell Frieden, nachdem die militärische Offensive der Regierung im Jahr 2009 erfolgreich war. Die tief sitzenden Konflikte zwischen singhalesischer Mehrheit und tamilischer Minderheit sind jedoch keineswegs gelöst.
In dieser Situation lud die Advanced Journalism Academy (AJA) schon zweimal rund 15 JournalistInnen zur Produktion von Reportagen ein, in denen es um Konflikttransformation und soziale Integration geht. Die mehrwöchigen Programme fanden 2010 (Print-JournalistInnen) und 2011 (TV-JournalistInnen) statt. Hauptpersonen der Geschichten waren jeweils Persönlichkeiten und Organisationen der Zivilgesellschaft, die sich langfristig für sozialen Wandel engagieren. Die Teilnehmer kamen sowohl von Regierungs-, als auch von oppositionellen Medien. Wichtig war zudem, dass alle ethnischen Gruppen, die am Konflikt beteiligt sind – Tamilen, Singhalesen und Muslime -, in der Runde vertreten waren.
Erstes Ziel war die Verbesserung der handwerklichen Fähigkeiten: unabhängige Recherche, Interviewtechnik, Komposition längerer Reportagen. Trainer waren der Publizist Michael Gleich, Fotograf Paul Hahn und der renommierte TV-Reporter Peter Wingert. Auch fachliche Inhalte wurden vermittelt, etwa der Unterschied von „negativem Frieden“ (die pure Abwesenheit von Krieg) und „positivem Frieden“, der auf Demokratie und Menschenrechten beruht.
Am Ende der zweimonatigen Programme war die Mehrheit der TeilnehmerInnen überzeugt: Konstruktiver Journalismus ist ein wichtiges Element demokratischer Meinungsbildung, insbesondere in einem Postkonflikt-Land wie Sri Lanka. Konkretes Ergebnis waren rund 40 Medienproduktionen, mit Themen wie „Heilung von Kriegstraumata“, „Hilfe für beinamputierte Minenopfer und Ex-Kämpfer“ und „Integration von Slumbewohnern in Colombo“. Örtlicher Partner des Programms war die unabhängige TV Produktionsfirma Young Asia TV. Finanziert wurde es mit Geldern des Projekts „zivik“ des Instituts für Auslandsbeziehungen.